© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG – www.jungefreiheit.de   Ausgabe 50-23 08.12.23

Conor McGregor schockt mit der Erklärung: „Wir sind im Krieg“ – die Polizei ermittelt. Will der Superstar in die Politik?
Irlands harter Haken

Daniel Körtel

Der tödliche Messerangriff eines Einwanderers auf eine Gruppe Schulkinder und ihre Betreuerin löste heftige Krawalle aus, die die Hauptstadt Dublin vergangene Woche erschütterten – und den wohl populärsten Sportler Irlands in den Mittelpunkt rückten: Conor McGregor, einer der erfolgreichsten Kämpfer in der wohl extremsten aller Kampfsportarten Mixed Martial Arts (MMA), verschaffte sich auf X (ehemals Twitter) Luft. Seine Kritik an der liberalen Migrationspolitik der Regierung mündete in die Ansage: „Ireland, we are at war“ – Irland, wir sind im Krieg! Nachdem er zuvor schon die Bevölkerung dazu aufgerufen hatte, sich „irischen Besitz“ nicht widerstandslos nehmen zu lassen – wohl in Anspielung auf die Praxis, Hotels zu räumen, um Asylbewerber unterzubringen. Eine spätere Distanzierung von den Ausschreitungen konnte polizeiliche Ermittlungen gegen ihn wegen „Aufstachelung zum Haß“ nicht mehr abwenden.

Doch zu kämpfen ist McGregor, der sich aus einfachsten Verhältnissen regelrecht nach oben geboxt hat, gewohnt. 1988 in einem Vorort Dublins geboren, hatte er das Dasein als mittelloser Handwerker satt und meldete sich arbeitslos, um als MMA-Kämpfer den Weg zum großen Geld zu beschreiten – obwohl er sich anfangs nicht einmal die Ausrüstung leisten konnte. Das harte Training zahlte sich aus. Nach nationalen Erfolgen gelang ihm 2013 ein Vertrag mit der amerikanischen Ultimate Fighting Championship und damit der Durchbruch. In den Folgejahren errang McGregor mehr als zwanzig Siege sowie Meisterschaftstitel.

Dabei weiß er sich gut zu präsentieren, seinen Hang zu extravaganten Anzügen vermarktet er mittels eigener Modekollektion und zog zudem eine lukrative Whiskey-Marke hoch. Mit seiner geschäftlichen Cleverness stellt er das MMA-Klischee vom hirnlosen Schläger deutlich in Frage.

Seine Ansage, sollte die Regierung nicht für Sicherheit sorgen, tue er es, wurde als Kriegserklärung verstanden.

Doch so populär McGregor in seiner Heimat ist, das liberale Establishment wollte nie richtig warm mit ihm werden. Das hochaggressive, mit traditionellen Idealen von Männlichkeit verbundene MMA wirkt wohl als kulturelle und mentale Hürde, die kaum zu überbrücken ist. Die Ansage des Champions an die Regierung, wenn sie nicht die Sicherheit im Land gewährleiste, werde er es tun, wurde als Kriegserklärung verstanden. Denn die Angst, ein „Populist“ könnte dem europäischen Trend entsprechend die Repräsentationslücke rechts im politischen Spektrum besetzen, geht in Irland schon lange um.

Und so schritt das mediale Establishment zur Gegenwehr: McGregors Leistungen werden relativiert, eine unklare Haltung zum Doping insinuiert und juristisch abgewehrte Vorwürfe sexueller Belästigung wieder hervorgekramt. Ebenso geriet sein Investitionsprojekt, ein Mietshaus mit 113 Apartments im unter chronischer Wohnungsnot darbenden Dublin ins Visier. Und als wolle man Sozialneid schüren, wurde darauf verwiesen, sein Vermögen übertreffe selbst das der Fußballer Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

Kommt nach dem Erfolg in Sport und Geschäft der Einstieg in die Politik? Sollte McGregor seiner Andeutung Taten folgen lassen, wird es spannend sein zu sehen, wie sich der irische Herkules außerhalb des vertrauten „Oktagon“ behaupten kann – wo nach ganz anderen Regeln gespielt wird.