Irland-Journal, XIX, 4.2008

Die irischen Kinder des Papstes

Die demographische Entwicklung war für Irland immer schicksalbestimmend

Von Daniel Körtel

In seiner Erzählung Irisches Tagebuch von 1957 schildert Heinrich Böll die Zukunftserwartungen der 17jährigen Siobhan, dem ältesten von neun Kindern der Mrs. D. Nur für sie bestand – neben zwei bis drei ihrer Geschwister – die Aussicht auf Heirat und Auskommen in der irischen Heimat. Den übrigen stand zwangsläufig bereits im Jugendalter das Schicksal der Auswanderung bevor, nicht allein um des eigenen Überlebens wegen, sondern auch um mit Überweisungen die zurückgebliebene Verwandtschaft zu unterstützen. Derartige Familien mit mehr als fünf Kindern waren in Irland früher die Norm, mehr als zehn Kinder durchaus nicht ungewöhnlich.

Kinderreichtum, bittere Armut und Auswanderung waren seit jeher kennzeichnend für die grüne Insel am nordwestlichen Rand Europas. Erst mit dem beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg Irlands zum „Keltischen Tiger“ änderte sich das.

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